Am zweite Wochenende diesen Sommer ging es nach Hildesheim. Genauer gesagt, ging es an den Wildwasserkanal der Bischofsmühle – mitten im Zentrum der Stadt. Wie wir da hinkamen, ist eine gute Frage. Eine Jugendgruppe aus Elmshorn suchte über den LKV weitere Mitfahrer, da sie die Strecke angemietet hatten. Kurzentschlossen stießen wir im Hochsommer mit einer 5-köpfigen Mannschaft dazu. Wildwasser – das hörte sich erstmal spannend an - doch da hatte von uns noch keiner auf den Wetterbericht geachtet. Mitten in der Hochwasserzeit von 2012, in der in Mitteldeutschland ganze Regionen unter Wasser standen, machten wir uns ans Wildwasser-Paddeln auf der Innerste in Hildesheim. Das ganze Ausmaß wurde uns allerdings erst klar, als wir an der Anlage angekommen waren und die deutlich zu hohen Pegelstände sahen. Dementsprechend sehen unsere Gesichter auf dem ersten Foto der Tour aus.
Wie auch immer. Wir schluckten unsere Spannung herunter und machten uns auf, unsere Partner aus Elmshorn zu treffen. Auf dem Zeltplatz des Kanuvereins von Hildesheim hatten sie sich schon eingerichtet: Mit 8 Leuten und 6 Zelten. An sich eine Gemütlichkeit, die uns nicht unbekannt ist, doch leider waren wir dieses Mal besonders sparsam mit nur einem Großraum-Zelt unterwegs. Als wir (die 5 Typen, die in einem Zelt schliefen) dann schließlich mit den anderen ins Gespräch kamen und von unseren Urlauben in Schweden erzählten, hatten wir das Gefühl, die anderen würden uns für komplett bescheuert halten. Was natürlich nicht ganz unverständlich ist, wenn man sich den Kontrast zwischen unseren beiden Gruppen vorstellt. Wir erfuhren, dass sie ihre Urlaube gern auch einmal im Wildwasser von Österreich oder Norwegen verbrachten und das natürlich mit den eigenen Hightech Booten und der entsprechenden Ausrüstung. Da konnten wir offensichtlich nicht mithalten. Doch auch nach der 3. blöden Geschichte aus Schweden, die Stig zum Besten gab, verstanden wir uns noch immer mit den Jungs (ja erstaunlicher Weise eine rein männliche Jugendgruppe). Der Grundstein war gelegt, doch gepaddelt wurde heute noch nicht. Wir bauten unsere Trangias auf und kochten einige Leckereien, um für den anschließenden Spaziergang gestärkt zu sein. Wir nahmen die Umgebung in Augenschein und stießen dabei neben alten visuellen Defiziten der Familie Schwechel, auf die Hochwasser-Vorkehrungen der Stadt Hildesheim. Zum Glück waren die größten Wassermassen hier schon durchgeflossen, doch trotzdem gingen wir später mit einem mulmigen Gefühl in die Schlafsäcke.
Neun Uhr – Aufstehen! Viel zu früh! Das war ja gar nichts für uns - aber es musste los gehen. Nachdem unsere Elmshorner tags zuvor noch über unsere Bedenken gelacht hatten, musste auch sie feststellen, dass es gar nicht so einfach war wie sonst. Ein ansässiger Hildesheimer Paddler, der uns einwies, machte auch gleich klar, dass der klassische Teil der Strecke nur eingeschränkt befahrbar sei. Also brachen wir auf in den unteren Teil, der eher natürlich gehalten war. Unter einer Brücke hindurch ging es auf der ersten Fahrt für Per, Malte und Christian in die Strömung. Stig und ich mussten aussetzen, da wir nicht genug Boote hatten, aber das ließ uns Zeit ein paar Fotos zu schießen. Es wurde zuerst das An-kannten geübt. Dabei wurde einige Male gekentert und zum Glück auch abgeschleppt. Lutz' Stimme werden wir dabei nicht wieder vergessen: "SCHWIMMER!" Das ganze ging eine ganze Weile, aber wir konnten auch nicht den ganzen Tag trainieren. Auf zur Mittagspause - zum nächstgelegenen Dönerladen. Dort stärkten wir uns für das anstehende Highlight des Tages: Die Abfahrt durch den wirklichen Kanal. Das Video am Ende des Artikels dokumentiert diesen Ritt. Nach kurzer Sicherheitsinstuktion von Frank (dem Jugendwart aus Elmshorn) nahmen Stig, Per und Malte die Gefahr auf sich und tauchten durch die Wellen. Ein besonderes Lob gilt hier Per, der es schaffte in der größten Walze sogar eine 180° Drehung hinzulegen, die zwar nicht ganz freiwillig war, dafür aber klasse aussah! Genug mit Sport. gegen späten Mittag ging es zurück auf den Campingplatz und wir verbrachten den Rest des Tages damit zu grillen und gemütlich zusammen zu sitzen. Auch hier konnten wir für Unterhaltung sorgen. Maltes frecher Spruch „Einmal mit Profis“ zu Lutz, der die Kekse fallen gelassen hatte, endete in einem großen Gelächter aller. Wir hatten alle viel Spaß. Allerdings nur so lange bis es am nächsten Tag wieder ernst wurde!
Sonntag: Keine Sonne - Keine Lust.
Wir fuhren zur Anlage und machten uns an die "Arbeit". Es wurde weiterhin das Ankannten sowie einige typische Wildwasser-Übungen trainiert. Dazu zählte zum Beispiel die Seilfähre. Danach wurde noch einmal die Rettung geübt. Beim durchschwimmen des Kanals ohne Boot bekam man irgendwann das Stichwort von Lutz: WUUUUURFSACK! Dann wusste man, dass man alles geben musste, um gegen die Strömung an zu schwimmen, damit man den Wurfsack mit der Rettungsleine erreichte. Manchmal hingegen musste man auch aufpassen, dass man keinen der wassergefüllten Säcke an den Kopf bekam. Doch wir wurden alle heil aus der Innerste geborgen und konnten so auch vollzählig am Nachmittag wieder auf die Autobahn nach Hause.
Was für ein Wochenende. Wildwasser war für uns vorher noch nie ein Thema gewesen, doch jetzt waren wir begeistert. Und dazu haben wir auch noch neue Freunde kennengelernt. ;-)
Einen freundlichen Gruß nach Elmshorn! Wir hatten viel Spaß mit euch.
Alessandro (TSV-Klausdorf)